Schülerinnen mit Maske

Cornelia Treml: "Ich glaube an die Zukunft, die die Kinder und Jugendlichen, diese starken, widerstandsfähigen, empathischen, ehrlichen, anständigen jungen Menschen gestalten werden."

Bild: pixabay/mitrey

Aus Sicht einer Lehrerin

"Ich kann das nicht beurteilen"

Cornelia Treml, Lehrerin und Mitglied der Landessynode, schreibt in der aktuellen Ausgabe "zett" darüber, was Sie während der Corona-Pandemie bewegt.

Ich bin Lehrerin an einer Mittelschule und mir geht es gut. Die Schülerinnen und Schüler sagen: „Mir geht es gut, es passt schon.“ „Bei mir ist alles, wie sonst auch.“ „Ich werde so schlaff mit dem Lockdown.“ „Manchmal war es langweilig.“ „Wir sind dümmer geworden.“

Was mich bewegt: Wie wahr sind diese selbst berichteten Zustände? Bei einer Umfrage des Deutschen Jugendinstituts stimmen 27 Prozent der Eltern der Aussage eher oder ganz zu, dass sich ihr Kind während des ersten Lockdowns einsam fühlte. „Wie denn sonst?“, frage ich mich. Natürlich hat Corona Auswirkungen. Vorher stabile Schülerinnen und Schüler fühlen sich plötzlich schlecht, überfordert, müde.

Ich persönlich fand die zwei Phasen der geschlossenen Schulen bereichernd. Vor Corona war mein Unterricht nicht selten überlagert vom Gruppenprozess in der Klasse, von normalen jugendlichen Alltagsproblemen wie Hunger, Durst, Schlafmangel, Lärm, fehlenden Arbeitsmaterialien. Nun ging es nur noch um den Wissens- und Kompetenzerwerb, Beratung im Berufswahlprozess, Vorbereitung auf Prüfungen.

Amt für Jugendarbeit

Cover des Buches Amt für Jugendarbeit: zett die Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern:

zett die Zeitung für evangelische Jugendarbeit in Bayern: "Wie geht's dir?"

mit dem Schwerpunkt "Psychische Gesundheit in der Jugendarbeit“. Ausgabe Juni 2021.

Ich habe es genossen, weil ich Zeit hatte, die Schülerinnen und Schüler gezielt im Lernprozess zu unterstützen. Im ersten Lockdown hatte ich eine neunte Abschlussklasse. Für ihre Prüfungsvorbereitung war der Schritt in die Distanz ein Segen. Sie hatten mal Pause vom Schulalltag, auch eine Pause voneinander.
Geht es unseren Jugendlichen gut oder schlecht? Klammere ich in diesem Artikel entscheidende Faktoren und Erfahrungen, dramatische Folgen der Krise aus? Ja, sicher! Aber die Schüler und Schülerinnen, mit denen ich zusammenarbeite, haben mir vor allem dieses Gefühl vermittelt: „Wir können das gerade nicht ändern. Wir müssen da durch.“ Deshalb halten sie sich auch nicht damit auf zu bewerten, ob es sich gut und richtig anfühlt. Sie machen das Beste aus der Situation.

Was ich sicher weiß, ist das: Die Schüler und Schülerinnen in meinem Umfeld sind großartig. Sie sind in der Lage, sich mit Zuständen abzufinden. Sie haben bereits vor Corona den Schulalltag, der nicht immer einfach war, gemeistert. In den Distanzphasen haben sie vieles gut hinbekommen: online kommunizieren, Videokonferenzen mitgestalten, mit Lehrkräften telefonieren, gezielte Rückfragen per Sprachnachricht stellen, mit Fehlern umgehen, sich gegenseitig unterstützen.

Wie es den Schülern und Schülerinnen geht? Ich kann es nicht sagen. Vielleicht wissen sie es selbst nicht genau. Aber ich kann mich entscheiden, was ich glauben will. Ich glaube an die Zukunft, die die Kinder und Jugendlichen, diese starken, widerstandsfähigen, empathischen, ehrlichen, anständigen jungen Menschen gestalten werden. Ich glaube, dass die Erfahrungen, die sie jetzt gemacht haben und noch machen werden, für etwas gut sind. Und mit diesem Gefühl im Herzen geht es mir auch gut.

22.06.2021
Cornelia Treml

Mehr zum Thema

weitere Informationen zum Artikel als Downloads oder Links

Ansprechpartnerin für Mitglied der Landessynode

Cornelia Treml

Cornelia Treml

92715 Püchersreuth - Cornelia Treml ist ehemalige stellvertrende Vorsitzende der Landesjugendkammer und Mitglied der Landessynode.